Suchtbericht: Alkohol auf Platz eins - Alkohol und Zigaretten - eine schlechte Kombination

München (netdoktor.de) - Alkohol ist weiterhin der größte Suchtfaktor in Deutschland (und der Schweiz). Eine ganze Badewanne alkoholischer Getränke habe jeder Mensch in Deutschland im Jahr 2011 im Schnitt konsumiert, berichten Experten im Jahrbuch Sucht 2013. Weitere wichtige Suchtmittel seien Nikotin und Medikamente. Illegale Drogen spielten dagegen eine wesentlich geringere Rolle.

Risiken von Alkohol unterschätzt
Der Alkoholkonsum in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr zwar nicht angestiegen, trotzdem trinken die Deutschen im Ländervergleich sehr viel Bier, Wein, Spirituosen und anderen Alkohol. Damit liegen sie auf Platz 13 von 34 europäischen Ländern. „Die Gesundheitsrisiken von Alkohol werden immer noch dramatisch unterschätzt“, sagt Gabriele Bartsch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Jedes Jahr sterben in Deutschland 74.000 Menschen an den Folgen von Alkoholkonsum allein oder in Kombination mit dem Rauchen. Nicht nur die Vieltrinker seien gefährdet, auch in geringeren Mengen könne regelmäßiger Alkoholgenuss die Organe schädigen. Außerdem steigt das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkankungen.

Weniger junge Raucher
Der Tabakkonsum ist dagegen zurückgegangen, vor allem bei jungen Leuten. Nur noch etwa zwölf Prozent der 12- bis 17-Jährigen rauchen gelegentlich – so wenig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Insgesamt wird im Vergleich mit anderen EU-Staaten in Deutschland wenig geraucht. Etwa 30 Prozent greifen zur Zigarette, Männer deutlich häufiger als Frauen.

Medikamente spielen in Deutschland als Suchtmittel ebenfalls eine Rolle: Rund 1,4 Millionen Menschen sind abhängig, besonders häufig von Schlafmitteln und angstlösenden oder entspannenden Psychopharmaka (Tranquilizer). Das Problem sei, dass die Patienten die Mittel oft länger schluckten als notwendig, so dass es zur Sucht komme, beschreibt Bartsch.

Illegale Drogen spielen geringere Rolle

Der Missbrauch von illegalen Drogen fällt im Vergleich deutlich geringer aus. Schätzungen zufolge haben rund fünf Prozent der Bevölkerung 2011 mindestens einmal illegale Drogen konsumiert, am häufigsten Cannabis.

Die DHS fordert, dass die Alkoholprävention verstärkt wird, zum Beispiel bei der Alkoholwerbung. „Wir brauchen einen Mix aus individualisierter Prävention und einem gesetzlichen Rahmen. Das ging bei der Tabakwerbung ja auch“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der DHS; Theo Wessel. (ab)

Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Jahrbuch Sucht 2013